Das Beispiel reißt fort

28.10.2025

Hand aufs Herz – haben Sie nicht auch schon mal gedacht: "Gott sei Dank bin ich nicht wie Penelope!" oder "Gott sei Dank bin ich nicht wie Otto!"?

Ich glaube, das ist echt menschlich, dass wir vergleichen, dass wir uns von Eigenschaften oder Verhaltensweisen distanzieren wollen, die uns nicht gefallen und die vielleicht uns und auch anderen ein Ärgernis sind. Das ist es auch nicht, was Jesus anprangert (vgl. Lk 18, 9ff), wenn Er von dem Gebet des Pharisäers und des Zöllners erzählt. Wir dürfen aber den anderen, der mir ein Beispiel liefert, wie ich nicht sein möchte, nicht schlechtmachen, nicht erniedrigen. Die anderen sind – wie ich – Geliebte Gottes. Ich bin sicher, auch ich habe Eigenschaften und Verhaltensweisen, von denen sich die anderen distanzieren wollen.

Katharina Kasper ist da ganz klar: Wir sollen uns so verhalten, wir sollen so auftreten und handeln, dass der liebe Gott alles sehen kann. "Wandeln wir so in Gottes Gegenwart, dass … der liebe Gott alles sehen kann." (Brief 72) Dann – dessen ist sie sicher – bewirken wir Positives bei den anderen.

"Worte bewegen ja nur, aber das Beispiel reißt uns fort." (Brief 179) Diese Erfahrung haben wir sicher alle schon gemacht: Worte bewirken nicht viel bei den Menschen, die uns wichtig sind. Im günstigsten Fall lassen sie sich bewegen. Aber die, denen wir ein Stück Orientierung sein sollen, dürfen, müssen, - die orientieren sich vor allem an unserem Tun.

Katharina sagt: "Durch Beispiel unterweisen wir in Sanftmut, Geduld und Liebe!" (Brief 155)

Vielleicht reißt das Beispiel nicht fort. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Wir brauchen eben Geduld und Liebe.

(P.S.: Ich bitte um Entschuldigung. Aus persönlichen Gründen war es mir nicht möglich, den Post rechtzeitig einzusetzen.)