Ohne Gnade vermögen wir nichts
Manchmal frage ich mich, ob es das Phänomen der Säkularisierung auch in anderen Religionen gibt.
"Der Glaube verdunstet." Das wurde schon vor Jahrzehnten festgestellt; und dieses schleichende Etwas hat heute schon ordentlich um sich gegriffen. Gott Dank werden wir – die Christen – hierzulande nicht verfolgt und angegriffen. Aber diese Gleichgültigkeit und in Folge davon Bedeutungslosigkeit und Unwissenheit im Blick auf den Glauben ist erschreckend. Woran liegt das?
Man kann nicht sagen, dass das damit zu tun hat, dass es den Menschen zu gut geht. Katharina Kasper wurde auch in eine Zeit hineingeboren, in der der Glaube vielerorts keine große Rolle mehr spielte, und den Menschen damals ging es ziemlich schlecht. Gerade im Westerwald herrschte ja große Armut.
Woran liegt es, dass für viele Menschen der christliche Glaube so bedeutungslos geworden ist? Brauchen wir Gott nicht mehr? Können wir alles selbst? Es scheint so. Aber es scheint nur so. Denn was ist mit dem Frieden, mit der Liebe? Beides können wir nicht selbst machen.
Katharina Kasper lebt von Anfang an ganz anders. Sie ist ungeheuer sensibel für alle Erfahrungen, die sie mit sich und anderen Menschen macht und weiß genau, dass der Mensch aus sich selbst nichts vermag. Er ist schon zu schwach, um das Gute zu wirken, dass er gerne wirken möchte. Sie ist zutiefst überzeugt: Wir brauchen die Gnade Gottes. Nicht selten schreibt sie in diesen Worten: "… erinnern wir uns täglich an unsere Schwäche und beten wir zu Gott …; denn ohne die Gnade vermögen wir nichts." (Brief 136)
Und immer wieder fordert sie dazu auf: "… wirken [wir] allezeit treu mit der Gnade Gottes mit." (Brief 97 u.a.)
Und wie geht das? Zuerst müssen wir an Gott glauben, Ihm vertrauen. Wenn wir Ihm nicht vertrauen, wie kann dann Seine Gnade in uns wirken? Bitten wir um Seine Gnade. Gott drängt sich uns nicht auf, auch wenn Seine Gnade, Seine Liebe so wichtig für das Gelingen unseres Lebens ist.
Ohne Gnade vermögen wir nichts – Gott will sie uns schenken, damit wir Leben in Fülle haben, das Jesus allen Menschen verheißen hat. Dafür ist Er sogar in die Welt gekommen.